Ich bin nicht gepilgert, aber ich bin meinen persönlichen Weg gegangen, um meinen Glauben und meine innere Ruhe zu finden und noch immer gehe ich jeden Tag, wissend, dass es ein endgültiges Ziel niemals geben wird. Mit Blick zurück auf die Reise wird mir immer erst bewusst, wieviel ich lernen musste und wie vielen Irrtümern ich erlegen war.
Heute fällt es mir am schwersten unter Menschen zu sein , zu betrachten für wie entspannt sich viele halten, um dann bei dem kleinsten Anzeichen von Veränderungen oder Herausforderungen, gestresst zu sein und in hektischen Aktionismus zu fallen. Es fällt mir oft schwer, die Menschen und ihre unüberlegten Aussagen und Handlungen auszuhalten und mich dann selbst in Geduld zu üben - mir meinen aufgebauten inneren Frieden nicht durch Wirkungen von außen stören zu lassen. Einfach atmen
Doch ich werde besser darin, Wut zurückzuhalten, negativen Energien keinen Raum zu geben. Meine Erfahrungen haben mich gelehrt, keine ungefragten Ratschläge zu verteilen, im Gegenzug aber auch keine ungefragt mehr anzunehmen.
Jede wirkliche, langanhaltende und damit in die Persönlichkeit eingehende Veränderung kommt mit einem Preis und ist harte Arbeit.
Es muss von innen kommen, es muss ein Wandel stattfinden , du musst es zulassen, dich mit dir zu beschäftigen. Du musst lernen, Einflüsse von außen zu ignorieren und auf dein Herz zu hören. Eine Veränderung basiert auf Taten und geschieht nicht durch Worte.
Hilfreich ist bei dem stattfindenden Prozess immer das Reisen und seit ein paar Jahren die Aufenthalte in Wyoming.
Cowboy Country , ein Ort so rau und echt, in der Zeit stehengeblieben und deshalb so weit weg von allem. Nach einer gewissen Zeit in der sogenannten Zivilisation ist es immer die bewusste Rückkehr zur Natur, zum gegenwärtigen Augenblick, zu sich selbst und damit zu der Person in mir, die sich so frei und ungeschminkt , mit dem Messer am Gürtel und den Cowboy Boots an den Füssen am wohlsten fühlt.
Auch wenn in den letzten Jahren die zivilisierten Verkleidungen im Alltag immer weniger geworden sind, verliert man doch unweigerlich im Stadtleben immer ein bisschen wieder seinen Instinkt und die Ruhe auf die innere Stimme zu achten .
In Wyoming ,draußen in der Natur kommt es wieder, die aktive Wahrnehmung des unglaublich großen Nichts oder vielmehr des großen Ganzen und damit verbunden , der Gedanke , dass wir alle uns selbst viel zu wichtig nehmen. Was ist verkehrt daran, von Tag zu Tag zu leben und jeden mit seinen Ereignissen so anzunehmen und Schritt für Schritt die anfallenden Dinge zu erledigen . Warum muss man überhaupt gestresst und dauerhaft beschäftigt sein oder wenn einmal nicht, dann so zu tun als ob?
Was gibt es besseres, als einfach mal nur dazusitzen, sich bewusst zu machen, dass kein Momente alltäglich ist, wir alle dieselbe Zeit haben, um zur Ruhe zu kommen, jedoch die meisten die Stille nicht aushalten können.
Und immer wenn meine Rückkehr in die Zivilisation bevorsteht, habe ich keine genaue Vorstellung , wie es funktionieren wird. Die Rückkehr in eine Gesellschaft voller Angst , Stress und ohne Glauben fällt mir nicht leicht. Draußen in den unendlichen Weiten von Wyoming verschwindet man jeden Tag ein bisschen mehr in sich selbst , entfernt sich von Problemen der Städter, Herausforderungen, die auf dem Land und in der Natur passieren, sind das, was das Leben hier mit sich bringt und ausmacht .
In der Stadt hab ich das Gefühl, dass alles nur der Ablenkung dient, damit keine eigenen Gedanken mehr aufkommen können.
Seit 15 Jahren versuche ich das Gefühl bei jeder Rückkehr zu halten und in meinen Alltag mit einfliessen zu lassen. Und trotzdem ist immer die Frage, ruhe ich so sehr in mir, dass ich mich nicht mehr auf das hektische Treiben der Städter einlasse und einfach nur entspannt lächeln kann ?
Innerlich auffressen wird es mich nicht mehr, ich hab gelernt eher gleichgültig zu sein . Aber Ich wünschte mir, meine Stimme , meine Erfahrungen, würden die Menschen aufhorchen lassen, und zum nachdenken anregen aber das ist nicht so einfach , denn ich glaube, dass sich die westliche Gesellschaft zu weit vom Leben entfernt hat, die wichtigen Werte, wie Liebe, Loyalität und Freiheit kaum noch Wertigkeit haben.
Keiner nimmt sich noch die Zeit, dem anderen zu zuhören oder einfach Geschichten zu erzählen. Das Ergebnis daraus ist, dass ich mich immer mehr zurück ziehe. Ich hab schon lange beschlossen , nicht mehr mitzumachen und nur dafür zu sorgen, dass meine kleine Welt in Ordnung ist. Dankbar für jeden, der einen weiterhin begleitet, der sich mit mir und ich mich mit ihm wohl fühle, man zusammen lacht und sich vertraut.
Ist die Gesellschaft überhaupt noch empfänglich für die Worte von jemandem , der die Dinge anders sieht, vielleicht etwas wichtiges erkannt hat?
Das Leben findet außerhalb von Instagram , Netflix oder Facebook statt.
Aber kann man den Menschen noch Hoffnung geben?
Ist es für die meisten einfacher sich jeden Tag von den Medien ablenken zu lassen, anstatt Trost und Vertrauen im Glauben und in der Natur zu finden ..
...im Glauben an sich selbst, an das Gute, an das Leben da draußen.
Denn es ist da! Ganz leise , wunderschön und ohne nach Aufmerksamkeit zu suchen, man muss es selbst entdecken .
Nicole Romdane