Wenn man als Tourist nach Kenia kommt und auf Safari geht, hat man nichts mit der rauen Wirklichkeit, die das Leben in Afrika mit sich bringt, zu tun.
Man wird gemütlich am Flughafen in Nairobi abgeholt und verbringt die erste Nacht im Luxushotel. Der Flug in die Maasai Mara am nächsten Tag ist vielleicht ein bisschen abenteuerlich, da es in der Wärme unruhig werden kann, doch kaum in der Mara gelandet, wird man auch schon weiter betreut und verwöhnt.
Auf dem Weg in das 5 Sterne Camp bekommt man einen ersten Eindruck von der Wildnis. Frauen mit übergrossen Gucci Sonnenbrillen und Männer in Crocodile Dundee Safari Shorts und umgehängten Pullis, sitzen in den offenen Fahrzeugen und halten Ausschau nach den Big 5. Auf Safari sein ist kein Urlaub, es ist harte Arbeit und man will mit Foto Trophäen nach Hause kommen.
Gegen Mittag gelangt man dann zur wohlverdienten Pause in das Camp. Nach einem Begrüssungsgetränk und europäisch anmutendem Essen, kann man sich in der Hängematte am Pool oder in der eigenen High Class Variante eines Zeltes von den Strapazen der Anreise erholen.
Die meisten sind geplant 4 Tage da, bevor der eigentliche Urlaub am indischen Ozean zur Erholung beginnt, denn Outdoor sein ist anstrengend.
Die Tage beginnen früh mit Sonnenaufgang und enden mit einem Cocktail als Sundowner und dazwischen, wildes Durchgeschüttel im offenen Landrover auf der Suche nach den Tieren.
Selbstverständlich hat dabei die Sicherheit der Gäste allerhöchste Priorität. Immer wieder werden sie von den Guides daran erinnert, dass das Auto zu keiner Zeit und unter keinen Umständen verlassen werden darf.
Nur an ausgewählten Plätzen, an denen es sicher ist auf die Buschtoilette zu gehen oder ein Picknick abzuhalten, darf man als Tourist, natürlich nur in den richtigen Farben gekleidet, aus dem Auto aussteigen.
Dabei wird den Gästen suggeriert, dass es an diesem, vom Guide ausgesuchten Platz, absolut nichts zu befürchten gibt und sich die wilden Tiere diesem Ort auch niemals nähern.
Alle ( inklusive die Tiere ) halten sich natürlich an diese von den Camps vorgegebenen Regeln, denn Wildnis hin oder her, Ordnung muss sein.
Soweit so gut
Wenn man jedoch 2 Jahre im Busch lebt, lernt man die Verhaltensweisen der Tiere kennen und dass man nur im Einklang mit ihnen hier draussen leben und überleben kann. Es ist egal, wo oder wann man das Auto verlässt, es gibt keine Sicherheiten, nur den eigenen Instinkt und die Erfahrungen, die einen aufmerksam und gleichzeitig entspannt sein lassen.
Und so passiert es, dass einen auch in den magischen Weiten der Maasai Mara, der Alltag manchmal einholt und man das Bedürfnis hat, sich mit einer Freundin im Cafe zu treffen und sich über den neuesten Klatsch und Tratsch auszutauschen.
Gar nicht so einfach, wenn kein Starbucks in der Nähe ist!!!
Doch ein kurzes Telefonat übers Satellitentelefon mit Catherine, der Frau eines Rangers vor Ort und die Details über Verpflegung und Treffpunkt sind geklärt.
Off road benötigen wir beide eine Stunde, ich bringe den Kaffee und sie den Kuchen. Wir treffen uns am "Hippo Crossing", ein Platz am Fluss, der zum Verweilen einlädt. Nachdem man das Wasser auf steinernen Platten überquert hat, gibt es einen Parkplatz direkt am Strassenrand. Jetzt nur noch ein kurzer Fußmarsch über die rutschigen Platten zum Ufer und man befindet sich im coolsten Wildlife Cafe der Welt.
Unsere idyllischen Frauengespräche werden allerdings immer mal wieder unterbrochen von vorbeifahrenden Gästen, die ihren Augen nicht trauen. Teils empört, teils erstaunt und ich glaube auch immer ein bisschen neidisch, teilen sie aufgeregt mit den Fingern auf uns zeigend den Fahrern mit, dass da zwei Regelbrecher an einem nicht ausgewiesenen Platz sitzen.
Die Guides winken uns nur lächelnd und wissend zu und fahren weiter, sie haben einen Job zu erledigen, die Touristen müssen bei Laune gehalten und beschützt werden.
Nicole Romdane
